Ukrainisch

Sprache

Ukrainisch (Landessprache: Українська) ist die einzige Amtssprache in der Ukraine. Es wird als Muttersprache von einem Teil der Bevölkerung in weiteren Ländern gesprochen, darunter Transnistrien (Republik Moldau), Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Belarus.

In der Ukraine verwenden ca. 32 Millionen Menschen Ukrainisch als Muttersprache. Aber Ukrainisch wird auch als Zweitsprache von Ukrainern und Nicht-Ukrainern verwendet. Ebenso sprechen fast 30 % der Ukrainer Russisch als Zweitsprache.

Ukrainisch zählt zur ostslawischen Sprachgruppe. Zusammen mit dem Belarusischen ist das Ukrainisch eine ruthenische Sprache, die mit der Gründung der ukrainischen Volksrepublik im Jahr 1918 erstmals Amtssprache wurde. Bereits lange vor der Entstehung der Sowjetunion lehnten die russischen Machthaber die ukrainische Sprache ab, so auch Zar Michael, der im Jahr 1627 eine ruthenische Bücherverbrennung anordnete. Darüber hinaus ließen Zar Peter der Große und seine zweite Frau Zarin Katharina die Große die ukrainische Sprache in der Öffentlichkeit und an Universitäten verbieten. Bis in die 1960er Jahre galt die ukrainische Sprache irrtümlich als russischer Dialekt und war weithin als kleinrussische Sprache bekannt.

Als Teil der ostslawischen Sprachgruppe ist Ukrainisch mit der belarusischen und russischen Sprache verwandt. Jedoch lassen sich Gemeinsamkeiten mit den westslawischen Sprachen wie Polnisch finden, was laut einer Studie der Universität Krakau eine Deckung der Lexik um 70 % aufweist, während die russische Lexik sich mit der ukrainischen um nur 62 % decken soll.

Aufgrund des komplizierten Vokabulars, der schwierigen Aussprache, der eigenen Schrift und der komplexen Grammatik zählt Ukrainisch neben Russisch und Finnisch zu den weltweit schwer erlernbaren Sprachen. Für das Erreichen des B1-Niveaus (Mittelstufe) müssen 200 bis 300 Stunden intensiver Unterricht investiert werden. Ukrainisch gilt als etwas einfacher zu erlernen als Russisch oder Polnisch, da Wörter mit wechselnder Betonung entfallen.

Ukrainisch wird in (ukrainisch-)kyrillischer bzw. (ukrainisch)-zyrillischer Schrift geschrieben. Das ukrainische Alphabet umfasst 33 Buchstaben, 10 Vokalzeichen (je zwei für a, e, i, u; je eines für o und ji), 21 Konsonantenzeichen und zwei Sonderzeichen („weiches“ Zeichen und Apostroph).

Die erste ukrainische Grammatik von Alexei Pawlowski erschien im Jahr 1818. Der wissenschaftlichen Gemeinde erstmals vorgestellt hatte er sie 13 Jahre zuvor, wo das Thema zwar auf Interesse stieß, aber aufgrund der enthaltenen Polonismen (unerwünschte polnische kulturelle Einflüsse) abgelehnt wurde.

Es gibt phonetische Besonderheiten. Darüber hinaus wird in der Umgangssprache in der Ukraine ein Sprachmix aus Ukrainisch und Russisch verwendet, der unter der Bezeichnung Surschyk bekannt ist.

Im ukrainischen Sprachraum gibt es nicht groß differenzierte Dialekte. Offiziell gibt es mit den nördlichen, südwestlichen und südöstlichen Basisdialekten drei Varianten, die sich zum Teil wiederum in Teildialekte untergliedern.

Mentalität

Die Traditionen der ukrainischen Kultur wurden sowohl auf politischer als auch intellektueller Ebene stets durch Tyrannen, Autokraten und Zaren von außen bekämpft. Heute werden Vergangenheit und Zukunft, also Tradition und Moderne, miteinander verknüpft. Durch die starken slawischen Einflüsse ist die Religionsgemeinde überwiegend orthodox geprägt, doch auch das Christentum zeigt große Präsenz. Die Ukrainer sind seit ihrer Unabhängigkeit im Jahr 1991 stolz auf ihr Land und ihr Erbe. Die ukrainische Literaturszene blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, zumal der Gebrauch der ukrainischen Sprache oft diskriminiert und die Autoren zuweilen politisch verfolgt wurden. Das Land hat Weltspitzenboxer und zahlreiche internationale Schachmeister hervorgebracht.

Es gibt 11 gesetzliche Feiertage in der Ukraine. Von großer Bedeutung sind u. a. der 28. Juni (Verfassungstag), der 15. Juli (Tag der ukrainischen Staatlichkeit) und der 24. August (Unabhängigkeitstag).

Ostern ist für die Ukrainer ein bedeutendes Fest, bei dem die Kirche und die Familie im Mittelpunkt stehen. Traditionell werden in komplizierten Verfahren Pysanka-Eier (farbenfroh gemustert) und Kraschenka-Eier (traditionell rot gefärbt, aber heute auch oft bunt) hergestellt. Das ukrainische Ostern wird oft eine Woche nach dem katholischen Fest gefeiert.

Am bekanntesten ist Borschtsch, ein traditioneller Eintopf aus roter Beete, Rind- oder Schweinefleisch, Kartoffeln und Kohl, für dessen Zubereitung es unzählige Rezepte gibt. Gerne serviert werden außerdem Kapusnjak, eine Sauerkrautsuppe, Kulisch, eine Hirsensuppe, Soljanka, ein Eintopf aus Salzgurken mit Fleisch oder Fisch, Oliven, Zitronen und Kapern, oder das Kiewer Kotelett. Darüber hinaus lieben die Ukrainer Süßspeisen in allen Varianten.

Wirtschaft

Die bedeutendsten Exportgüter der Ukraine sind Getreide und Getreideerzeugnisse. Aber auch pflanzliche Fette und Öle werden roh oder raffiniert in alle Welt geschickt. Außerdem liefert die Ukraine Erdöl und Erdgas, Maschinen und Ausrüstungen, chemische Produkte, Elektronik und Konsumgüter.

Im Jahr 2022 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von der Ukraine rund 160,50 Milliarden US-Dollar.

Trotz aktueller militärischer Auseinandersetzungen wird das BIP von der Ukraine laut Prognosen zwischen 2023 und 2028 kontinuierlich um insgesamt 50,1 Milliarden US-Dollar (+ 28,89 Prozent) steigen.

Bevölkerung

In der Ukraine lebten im Jahr 2022 rund 39,7 Millionen Menschen, wohingegen es im Jahr 1996 noch ca. 50,9 Millionen Einwohner gab. Die Anzahl der Menschen, die in der Ukraine leben, sinkt somit stetig.

Neben den Ukrainern (ca. 37 Millionen) leben in der Ukraine Russen (ca. 8 Millionen) und in geringerer Anzahl (unter 1 Million) Rumänen, Moldauer, Belarussen, Krimtataren, Bulgaren, Magyaren (Ungarn), Polen, Juden und Armenier. Die indigenen Krimtataren sind eine moslemische, turksprachige Ethnie.

Die Hauptstadt ist Kiew, die sich zu beiden Seiten des Dnepr erstreckt.