Kinder aus der Ukraine: Flucht und Trauma
„Kinder sind sowohl unser Grund, die schlimmsten Aspekte bewaffneter Konflikte zu beseitigen, als auch unsere beste Hoffnung, diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen.“
Graça Machel (1996)
Die Ereignisse in der Ukraine versetzen uns alle in Ohnmacht. Während die militärischen Handlungen leider weitergeführt werden, werden in Deutschland Tausende von ukrainischen Geflüchteten aufgenommen. Ihnen wird tatkräftige Hilfe und eine Reihe nützlicher Informationsveranstaltungen in diversen Bereichen angeboten: Wie kann ich mich in Deutschland registrieren lassen? Welche Gesetzvorschriften gelten für mich? Wie sind die Besonderheiten der deutschen Mentalität? Wie finde ich einen Job oder werde selbstständig? Aber auch: Wie überwinde ich mein Trauma oder wie kann ich als Elternteil meinem traumatisierten Kind helfen?
So eine Veranstaltung durfte ich zusammen mit meiner Kollegin Anna verdolmetschen. Die Vorträge wurden auch in der russischen und ukrainischen Sprache dank der Simultanübersetzung angeboten. Die Verdolmetschung erfolgte per Zoom von meinem Hamburger Büro aus. Der Link auf die Aufzeichnung des Livestreams ist hier verfügbar:
https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/flucht-und-trauma/
Es ging darum, wie sich die Flucht- und Angsterfahrungen auf Kinder auswirken und wie die Eltern und die nahe stehenden Menschen mit den Gefühlen und Bedürfnissen dieser Kinder umgehen sollen. Unter den Gästen der Veranstaltung waren: Manne Lucha, Sozial- und Integrationsminister des Landes Baden-Württemberg; Professor Jörg M. Fegert, Johanna Kamper und Cedric Sachser, die alle an der Klinik für Kinder-, Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (Universitätsklinikum Ulm) tätig sind. Lilia Kusnezowa, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin aus Charkiw (Ukraine), erzählte, wie sie und ihre Töchter den Anfang des Krieges erlebten und wie ihnen die Flucht nach Deutschland gelang.
Was können wir tun, wenn ein Kind ein psychologisches Trauma hat:
1. Kinder brauchen einen geregelten Alltag, um zur Ruhe kommen zu können; lassen Sie die Kinder tun, was sie lieben oder was sie früher gerne gemacht haben. Hobbys, gemeinsame Aktivitäten, Unterhaltung mit Freunden, etc. können hier eine gute Hilfe sein.
2. Kinder brauchen soziale Kontakte und die Unterstützung ihrer Eltern und Betreuer. Dazu gehört auch der Körperkontakt wie zum Beispiel Umarmungen (Achtung: Nicht alle Kinder lieben es).
3. Kontakt zu Verwandten, die zu Hause geblieben sind, soll nach Möglichkeit aufrechterhalten werden.
4. Sie sollen mit anderen Erwachsenen in Anwesenheit der Kinder gut überlegt sprechen.
5. Fragen Sie das Kind, was es über die aktuelle Situation denkt. Versuchen Sie, seine Emotionen zu verstehen und sich in das Kind hineinzuversetzen. Helfen Sie dem Kind, seine Gefühle zu benennen. Lassen Sie das Kind auf seine Weise erzählen, was es erlebt hat.
6. Die Kinder sollen lernen, auf ihren eigenen physiologischen Zustand zu achten.
7. Bringen Sie Ihr Kind zum aktiven Handeln. Sie können beispielsweise zusammen mit dem Kind backen oder die künstlerischen Talente Ihres Kindes fördern.
8. Unterbrechen Sie den Fluss negativer Nachrichten, versuchen Sie sich auf Positives zu konzentrieren. Achten Sie auf die Quellen, aus denen Ihr Kind Informationen bekommt.
9. Erklären Sie dem Kind die Situation in Ihrem Land, wenn es notwendig ist.
Prof. Fegert hat angemerkt, dass die Mehrheit der Kinder selbst mit ihren Problemen klarkommen kann, ohne psychologischen Schaden davon zu nehmen. Aber in etwa zehn Prozent der Fälle benötigen die Kinder professionelle psychologische Hilfe.
Ein sehr spanender Auftrag, an dem wir mitwirken durften.
© Anna Deistler, Dolmetscherin und Übersetzerin - Russisch, Deutsch, Englisch

KONTAKT
T: +49 (0) 40 593 79 710
M: +49 (0) 176 622 84 722
F: +49 (0) 40 20 93 210 99
mail@deistler-translations.com
Büro Hamburg
(2 Min. vom Hbf):
Lilienstraße 11, 20095 Hamburg
Mo. bis Do. 9:00 bis 18:00 Uhr, Fr. 9:00 bis 14:00 Uhr
Fotos >>
Büro Bad Oldesloe:
Glinde 1 D, 23843 Bad Oldesloe
Nach Absprache geöffnet
Bitte vereinabren Sie vorher einen Termin!
Fotos >>
Anfrage verschicken